Die vom Galgen gerettete Magd

 

1.

 

Zu Frankfurt an der Brücken,

da zapften sie Wein und Bier;

da logieren ja alle die Kaufleut’,

da gibt's ein gut Quartier.

 

6.

 

Als nun drei Tag herum war'n,

Kam ein Reiter geritten daher,

Fragt: »Frau Wirtin, wo ist denn Ihre Magd,

Dass ich sie sehen kann

2.

 

Der eine freit an der Tochter,

Der andre an der Magd,

Die Tochter, die kam nieder,

Ein Kindlein sie gebar.

 

7.

 

»Was fragst du nach der Magde,

Die eines jedermanns Hur?

An dem Galgen tut sie hangen,

Da draußen vor dem Tor.«

3.

 

Und als drei Tage um waren,

Drei Tage und drei Stund,

Nahm sie das Kind die Nachte,

Trug's ihrer Magd ins Bett.

 

8.

 

Der Reiter lenkt sein Rösslein

Wohl nach dem Galgen zu:

»Feinsliebchen, was hast du verschuldet,

Dass du hier hangen tust

4.

 

Und als die Magd das Bett macht,

Fand sie ein Kind, war tot:

»Frau Wirtin, groß Wunder über Wunder!

Ich fand ein Kind, war tot

 

9.

 

»Ich habe nichts verschuldet,

Darum bin ich auch nicht tot.

Mein Herr Jesus steht unter meinen Füßen

Und reicht mir Wein und Brot

5.

 

»Hast du ein Kind gefunden

Wie eine jedermanns Hur,

An dem Galgen sollst du hangen,

Da draußen vor dem Tor!«

10.

 

Die Magd, die kam herunter,

Die Tochter kam hinauf,

Die Hebamme kam ins Feuer,

Die Mutter kam aufs Rad.

 

    Blümchen